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Künstler: Dornenreich

Album: Durch den Traum

Erscheinungsjahr: 2006

Anspieltipp: VI

Autor: Tobias

„Verkörperte das spartanisch instrumentierte und arrangierte „Hexenwind“ die fließende Kraft des Lebens und des spirituellen Daseins, so zeichnet „Durch den Traum“ auf sehr subtile Weise ein Bild unserer reinen Seele bzw. des Unterbewusstseins, welches durch Träume zu uns spricht und deren Bedeutung wir in der heutigen Zeit nur allzu gerne vernachlässigen.“

Soweit Eviga, nach dem Ausstieg von Dornenreich-Mitbegründer Valnes im April 2006 seines Zeichens nunmehr alleinige künstlerische Autorität der österreichischen Avantgarde Metal-Combo, zur lyrischen Grundausrichtung ihres nunmehr bereits fünften Longplayers, der aber nicht nur lyrisch sondern auch musikalisch einen artverwandten Nachfolger zum 2005er Meisterwerk „Hexenwind“ darstellen soll. Nähert sich der Konsument aber gespannt dem Inhalt des wunderhübsch aufgemachten Silberlings, so scheinen die musikalischen Unterschiede beider Werke auf den ersten Blick zwar tatsächlich marginal, die Kluft zwischen der Qualität beider Alben aber könnte dennoch kaum größer sein. Denn ähnlich einfallslos wie die Betitelung der neun auf dem gut 54minütigen Silberling angebotenen Kompositionen mit den römischen Zahlen „I – VIII“ plus Bonussong „Ich bin ein Stern“, präsentiert sich auch deren musikalischer Inhalt, der den Hörer über weite Strecken geradezu überfordert zurücklässt.

Nach wie vor entziehen sich Dornenreich mit ihrem gesamten Liedgut zwar jeglicher Kategorisierung und brillieren mit intellektuellen Ergüssen der Extraklasse, doch irgendwie schafft es „Durch den Traum“ nur am Rande den Abnehmer zu begeistern, zu berühren. Eviga faucht, flüstert, keift voller Verbitterung und Hoffnung, es fehlt dabei jedoch ganz erheblich die warme, angenehme Stimme Valnes’, der es vermochte jeder Komposition eine Nuance an Dramatik und Theatralik zu verleihen, die das Liedgut Dornenreichs zu etwas Einzigartigem veredelte. So ist es einzig die zweite Komposition des Albums (mit Valnes als Gastmusiker), die dem Konsumenten mit einem interessanten Spannungsbogen uneingeschränkt zu gefallen weiß. „II“ bricht dabei erst nach 5 Minuten aus seiner paranoiden Lethargie aus, nimmt so etwas wie Rhythmus und Dynamik auf, entflieht dem zunächst undurchsichtigen Songkonstrukt und schafft es so in Windeseile sich in die Gehörgänge des Rezipienten einzuschmeicheln, der sich noch Tage später mit dem wohl unbehaglichsten aller Ohrwürmer konfrontiert sieht. Während anschließend aber „III“ mit seinen unausgereiften, teils deplaziert wirkenden Eruptionen und mangelnden Gänsehautmomenten den Konsumenten bereits befremdet und sauer aufstoßen lässt, nimmt ebendieser von „IV“ ob seiner Kürze kaum Notiz. Ähnlich unspektakulär ist leider auch das nun folgende „V“ ausgefallen: Getragen von langatmigen und vor allem wenig innovativen Passagen fühlt sich der Hörer nunmehr nicht ganz plötzlich und unerwartet mit bisher ungeglaubten bitterlichen Fragen konfrontiert: Wohin ist der Zauber, der Dornenreich seit ihrem 1999er Meisterwerk „Bitter ist’s dem Tod zu dienen“ umgibt? Wohin die Anziehungskraft, die den Konsumenten zwingt sich absolut und bedingungslos dem Soundkosmos der Österreicher hinzugeben?

Eine Antwort auf diese Fragen wird der Konsument mit wenigen Ausnahmemomenten leider auch in den verbleibenden drei Titeln nebst Bonustrack nicht finden. Überfrachtet mit monotonen Klangbildern, die nahezu niemals zu einem facettenreichen und lebhaften Ganzen verschmelzen wollen, ewigen Fade-Outs, die schon fast provokant anmuten, und der Weigerungshaltung Evigas’ den Kompositionen das gewisse Etwas zu verleihen geraten auch die letzten 23 (!) Minuten zu unauffälliger Hintergrundmusik, die Dornenreich von einer absonderlich tadelnswerten Seite zeigen. Gar fassungslos wähnt sich der Hörer daher selbst nach dem dreißigstem Durchlauf einer Platte gegenüber, die sich wohl getrost als eine handfeste musikalische Enttäuschung qualifizieren lassen kann. Jede andere Band ließe mit einem Album wie „Durch den Traum“ wohl zumindest aufhorchen, einer extravaganten Ausnahmeformation wie Dornenreich hingegen steht ebendieses ganz und gar entsetzlich zu Gesichte. Die Zentnerlast der Glanztaten der Vergangenheit wiegt anno 2006 jedenfalls eindeutig zu schwer, um allein von Evigas Schultern getragen zu werden, so wird „Durch den Traum“ einzig als ein Paradebeispiel dafür in Erinnerung bleiben, wie sehr der Abgang eines Musikers in schöpferischer und musikalischer Hinsicht schmerzen kann. Wahrhaft bejammernswert.

 

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